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Bio-Trend: Natürlich gut essen

September 2014

Mehr als 2.000 Aussteller und weit über 40.000 Besucher – das war die Bilanz der diesjährigen „BIOFACH“, die im Februar in Nürnberg stattfand. Auf der weltweit größten Fachmesse für Bio-Konsumgüter traf sich die Branche wie jedes Jahr, um sich über die Neuigkeiten und Entwicklungen in einem wachsenden Markt auszutauschen. Denn: „Bio“ wird zunehmend beliebter – und das nicht nur bei den Fachbesuchern der Messe. Auch bei den Verbrauchern in Deutschland kommen mehr ökologische Produkte in den Einkaufswagen. Das schlägt sich auch in den Bilanzen der Hersteller und Händler nieder.

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So kletterte der Anteil der Bio-Lebensmittel an den Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke seit 2004 von 1,7 auf insgesamt fast 4 Prozent im Jahr 2013. Damit hat sich der Marktanteil in den vergangenen zehn Jahren, wenn auch auf geringem Niveau, mehr als verdoppelt. Dies zeigen Langzeituntersuchungen von GfK Panel Services zum Kauf von Bio-Produkten. Völlig „bio-frei“ leben demnach nur die wenigsten – schließlich zeigt der Blick auf die Käuferreichweite, dass mehr als 90 Prozent der deutschen Haushalte im vergangenen Jahr mindestens ein Bio-Produkt gekauft haben.

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Bio-Einkauf: kurze Wege, viele Möglichkeiten

Wer heute Lust auf unbehandelten Salat hat, in ein Brötchen ohne Zusatzstoffe beißen möchte oder ein Stück saftiges Bio-Fleisch auf den Grill legen will, der muss keine langen Wege mehr in Kauf nehmen. Denn längst sind Bio-Produkte nicht mehr nur im Naturkostladen oder Reformhaus zu haben, sondern haben einen festen Platz in den Regalen der Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte erobert. Egal, ob Aldi, Lidl, Rewe oder Rossmann: Die traditionellen Bio-Anbieter haben längst Konkurrenz bekommen. 60 Prozent des Umsatzes mit naturbelassenen Lebensmitteln werden heute im Lebensmitteleinzelhandel inklusive Drogerien generiert. Vor fünf Jahren lag ihr Marktanteil noch bei knapp über 50 Prozent. Dabei geht das größte Stück vom Bio-Kuchen an die Discounter: Sie können sich über einen Marktanteil von 22 Prozent freuen und liegen damit deutlich vor der Konkurrenz. Dieser Zuwachs ging vor allem auf Kosten anderer Bezugswege wie klassische Bäckereien, Metzgereien oder (Wochen-)Märkten, deren Marktanteil seit Jahren rückläufig ist. Auf Bio-Handel und -Erzeuger entfällt dagegen ein Drittel des Umsatzes – damit hat sich dieser Vertriebsweg nach spürbaren Verlusten um die Jahrtausendwende nun wieder stabilisiert.

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Müsli und andere Körner: geschätzte Bio-Klassiker

Egal, ob Backwaren, Süßigkeiten oder Getränke – inzwischen sind fast alle Warengruppen nicht nur in der konventionellen, sondern auch in der Bio-Variante zu haben. Dennoch hält sich ein Klassiker seit Jahren ganz oben auf dem Speiseplan der Bio-Fans: Müsli und Cerealien ist die Warengruppe mit dem höchsten Bio-Anteil am gesamten Sortiment. 14 Prozent der Ausgaben für Müsli entfielen 2013 auf Bio-Produkte. Der Bio-Anteil konnte in dieser Warengruppe in den vergangenen Jahren noch einmal sichtlich zulegen. Mit einem Anteil von 10 Prozent landen Brotaufstriche auf Rang 2, gefolgt von Obst, Gemüse und Kartoffeln (knapp 8 Prozent), Backwaren (knapp 6 Prozent) und Milchprodukten (5 Prozent). Fünf Jahre vorher fiel der Marktanteil dieser Spitzenreiter noch um einige Prozentpunkte kleiner aus. Doch nicht nur bei Cornflakes, Karotten oder Joghurt stehen die Zeichen auf Wachstum. Auch in allen anderen Waren- gruppen zeichnen sich zumindest leichte Zuwächse ab. Mit einer Ausnahme: Beim Thema alkoholische Getränke hielt sich die Nachfrage nach der ökologischen Variante schon 2009 in Grenzen – doch nun ist der Anteil an Bio-Wein oder -Bier in den Kühlschränken der Verbraucher sogar leicht gesunken. Alkoholisches kommt gerade einmal auf einen Bio-Anteil von 2,2 Prozent und rangiert damit neben Fisch, Fleisch und Geflügel sowie Wurstwaren nach wie vor auf den hinteren Plätzen.

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Kaufintensität: Abwechslung ist gefragt

Einst galten sie als alternative, meist langhaarige Ökos oder idealistische Aussteiger-Typen: Die Bio-Fans der ersten Stunde stellten mit ihren Ernährungsvorlieben eine überschaubare und recht homogene Verbrauchergruppe dar. Heute hat „Bio“ das einst etwas „kernige“ Image verloren und ist auch mit Blick auf die Käufertypen zur bunten Angelegenheit geworden. An der Kasse des Bio-Supermarkts steht der Familienvater in Elternzeit ebenso selbstverständlich wie die Managerin im Business-Kostüm, die schnell einen gesunden Mittagssnack kaufen möchte. Vielleicht treffen sich beide schon morgen an der Fritten-Bude wieder – schließlich sind die Bio-Käufer unserer Zeit keine strikten Verfechter eines Lebensmodells: Gekauft wird offenbar, wenn es passt – aber keineswegs immer wie der Blick auf die Kaufintensitäten der verschiedenen Bio-Käufertypen zeigt.

Intensivkäufer: Umsatz- und Wachstumstreiber

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Wer mindestens einmal pro Woche Bio-Kost in den Einkaufswagen packt, gehört laut Definition zu den Intensivkäufern. Mit einem Anteil von zehn Prozent zählen heute noch vergleichsweise wenige Haushalte zu dieser Gruppe. Dennoch sollte man ihre Bedeutung nicht unterschätzen, schließlich generieren diese 10 Prozent Intensivkäufer die Hälfte des Umsatzes mit Bio-Lebensmitteln. Häufige Käufer tragen mit einem Anteil von 21 Prozent gut ein Viertel zum Umsatz bei, Käufer, die ab und zu zu Bio greifen, bringen es auf 13 Prozent. Die größte Gruppe bilden aktuell aber noch die Zufallskäufer, die weniger als fünf Mal pro Jahr Bio-Produkte erwerben. Es hat den Anschein, als würden sie dies aus Versehen, aus Mangel an Alternativen oder aufgrund eines besonderen Anlasses tun. Immerhin gehen 7 Prozent des Gesamtumsatzes mit Bio-Produkten auf ihr Einkaufs-Konto.

Einstellungen: Bio steht für puren Genuss

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Ob man sich mit Bio-Produkten tatsächlich besser ernährt, gilt unter Experten als umstritten. Das Gefühl, etwas Gutes für den eigenen Körper zu tun, haben die Deutschen aber ganz offensichtlich, wie ihre Einstellungen zu Bio-Produkten zeigen. Die meisten Menschen verbinden mit dem Bio-Label den Verzicht auf Farb- und Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker. Jeder Fünfte ist sich ganz sicher, dass in der ökologischen Variante einiges von der Zutatenliste gestrichen wird, was in konventionellen Produkten zu finden ist. Dass dies dem Geschmack zu Gute kommt und zugleich den Körper gesund hält, davon sind jeweils 14 Prozent überzeugt. Neben dem eigenen Wohlbefinden denken die Menschen beim Thema Bio aber auch an die Umwelt und die Arbeitsbedingungen in den Betrieben. So sind 16 Prozent sicher, dass ökologische Produktion faire Löhne und Arbeitsbedingungen zur Folge hat. Und jeder Fünfte nimmt an, dass der Öko-Landbau Wasser, Luft und Böden schont.

Blick in die Zukunft: Wachstumschancen nutzen

Bio hat also ein positives Image – doch es ist durchaus kein Selbstläufer. Um neue Kundengruppen zu erschließen, setzen die Organisatoren der BIOFACH-Messe im nächsten Jahr auf Trendthemen wie vegane (Bio-)Ernährung oder „Free-From“-Naturprodukte, die bei Unverträglichkeiten und Allergien besonders geeignet sein sollen. Diese Verbindung von Genuss und Gesundheit hätte vermutlich auch dem Schweizer Arzt Dr. Maximilian Oskar Bircher-Benner gut gefallen. Der Naturköstler und „Erfinder“ des Bircher-Müslis, das in den 1960-er Jahren auf keinem Vollwert-Speiseplan fehlen durfte, sagte einst zum Thema: „Ernährung ist nicht das Höchste, aber sie ist der Boden, auf dem das Höchste gedeihen oder verderben kann.“

Datenquelle: GfK Consumer Scan, GfK Verein

Rückfragen zu diesem Artikel bitte an Helmut Hübsch(), Claudia Gaspar () or Claudia Stürmer ().

September 2014

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